Lügen, Fakes, Verschwörungsmythen

Wie können wir mit mehr oder weniger offenkundigen Unwahrheiten vernünftig umgehen? Was ist überhaupt Wahrheit, und wer oder was entscheidet darüber?  Und wie kann uns philosophisches Denken dabei helfen, im Dickicht von Meinungen und Informationen das Wahre und Wirkliche vom Falschen und Irrealen zu unterscheiden?

Die Frage nach der Objektivität des Wissens ist gegenwärtig in der Gesellschaft hoch umstritten. Im Internet kursieren Verschwörungstheorien, die Zweifel an der Seriosität von Forschung und Wissenschaft säen, und auch außerhalb des Netzes schwächen Schlagworte wie „Fake News“ oder „Lügenpresse“ das Vertrauen in die Zuverlässigkeit rationaler Erkenntnis. Die Skepsis in Bezug auf die Wahrheit ist kein rein akademisches Problem mehr, sondern gefährdet inzwischen auch den politisch-sozialen Zusammenhalt demokratisch verfasster Gesellschaften.

In der Seminarwoche gehen wir den Ursachen der Wahrheitsskepsis philosophisch nach. Wir fragen nach Ursachen und Motiven für diese Skepsis in der philosophischen Ideengeschichte und werden versuchen, dem Zweifel an der Objektivität von Wahrheit und Erkenntnis konstruktiv zu begegnen.

Die inhaltliche Zielsetzung des Seminars besteht darin zu überprüfen, wie man die Idee der Wahrheit vor der Auflösung in irrationale Beliebigkeit und soziale Relativität (Stichworte: ›Filterblasen‹, ›Parallelgesellschaften‹) schützen kann. Das methodische Ziel des Seminars besteht in der Einübung kritisch-differenzierten Denkens und Argumentierens in Bezug auf aktuelle, gesellschaftlich relevante Sachfragen. Damit leistet das Seminar einen Beitrag zur zeitgemäßen Anknüpfung an die Vernunfttradition der europäischen Aufklärung.

Philosophische Vorkenntnisse sind für die Teilnahme am Seminar nicht zwingend erforderlich. Ein Interesse an der Lektüre und Diskussion philosophischer Texte und Themen wird aber vorausgesetzt.