Kabarett ist längst mehr als politischer Witz mit Zeigefinger – das bewies die Kabarettnacht auf Burg Fürsteneck eindrucksvoll. Mehr als zwei Stunden lang boten Teilnehmende der diesjährigen Kabarettakademie ein abwechslungsreiches Potpourri aus Satire, Comedy, Musik und Performance. Vom Solo bis zur absurden Rollator-Improvisation reichte das Spektrum – und gerade diese Vielfalt begeisterte das Publikum.
Eröffnet wurde der Abend von Davina Sauer-Wundling und Timm Kausmann, die charmant durchs Programm führten. Zuvor hatten Hartmut Piekatz, Direktor der Akademie Burg Fürsteneck, und Heiko Röhl, Vorsitzender der Bundesvereinigung Kabarett und Leiter der Akademie, die Gäste begrüßt – mit einem deutlichen Bekenntnis zur kulturellen Bildung und sichtbarer Freude über die lebendige Tradition dieser Workshoptage. Schon bald wurde klar: Hier stehen keine klassischen Profis auf der Bühne, sondern Menschen, die mit Leidenschaft, Haltung und überraschender Präsenz ihr Publikum mitreißen. So etwa Prolästerrat, ein Vater-Sohn-Duo, das seine „Do-it-yourself-Zahnarztpraxis“ samt VR-Brille und 30-Minuten-Tarif als Satire auf Selbstoptimierung und Sparzwang inszenierte. Die pointierte Absurdität brachte das Publikum zum Lachen – und zum Nachdenken.
Ganz anders, aber ebenso überzeugend: Steffi Manz mit ihrem Soloprogramm „Mindfucker Reloaded“. Mit scharfem Blick auf das Jahr 2025, klarem politischen Kompass und viel persönlicher Note sezierte sie gesellschaftliche Entwicklungen – mal ironisch, mal provokant, stets pointiert. Genau so muss politisches Kabarett sein. Auf der leichteren Seite überzeugte Moderatorin Davina Sauer-Wundling später als Künstlerin: Mit Ukulele, spitzem Wortwitz und einer amüsanten Anekdote über die unfreiwillige Krönung zur Schützenkönigin aus dem Sauerland. Als weitere Höhepunkte glänzten Bernd Nechansky als trotzig gescheiterter französischer Maler, Chris Blessing mit virtuosen Wortjonglagen, Michael & Frank mit ihrer Rollator-Improvisation und Thomas Bäder, der als Aphoristiker mit knappen Sätzen viel Nachhall schuf.
Die Kabarettakademie ist mehr als eine Bildungswoche im Kulturbereich: Sie ist ein Kreativlabor, in dem Menschen gemeinsam wachsen, sich ausprobieren und ihre Stimme finden und somit ein weiteres Beispiel der stilvollen, kreativen und professionellen Bildungsarbeit der Burg. Am Ende standen alle Mitwirkenden noch einmal zusammen auf der Bühne und sangen ihre Version von „Fürstenfeld“. Ein stimmungsvoller Abschluss eines Abends, der bewies: Kabarett lebt. Und das ist gut so.





